Im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Katrin Göring-Eckert

Zu einem Gespräch mit Vertreterinnen von LOFT hatte am 22.09.2020 die GRÜNE Bundestagsabgeordnete, Katrin Göring-Eckert eingeladen.

Wie hat sich Corona bisher auf die Thüringer Erwachsenenbildung ausgewirkt? Wie wirkungsvoll zeigt sich dabei digitales Lernen und inwiefern sind Dozent*innen in der Lage, sich technisch und konzeptionell darauf einzustellen? Diese und viele andere Fragen stellte die Abgeordnete um sich ein Bild davon zu machen, wie es um die Erwachsenenbildung unter den Bedingungen der Pandemie bestellt ist. Seitens LOFT saßen das für Digitalisierung verantwortliche Vorstandsmitglied, Antje Steinborn, und die Verbandsreferentin, Evelyn Sittig, am Tisch. Mit Tino Gaßmann als Vertretung von Astrid Rothe-Beinlich war für die GRÜNE Landtagsfraktion mit dabei. Denn die Unterstützung der Erwachsenenbildung durch die regierenden Parteien klappt in Thüringen gut. Gemeinsam war es im vergangenen Jahr gelungen, ein Förderprogramm für die Digitalisierung der Erwachsenenbildung auf den Weg zu bringen. Die Bundestagsabgeordnete zeigte sich anerkennend, dass durch das Thüringer Förderprogramm das Zusammenspiel der Komponenten Konzeptentwicklung, Ausstattung und Weiterbildung konsequent umgesetzt werden. Beim Digitalpakt des Bundes hingegen sei es leider nicht gelungen, die vorgebrachte Formulierung für die Notwendigkeit aller drei Bestandteile der Förderung durchzusetzen. 

Doch reicht die Digitalisierung allein? Viele Beispiele wurden vorgebracht, bei denen das sogenannte Präsenzlernen unerlässlich ist. So braucht z.B. der Ansatz des großen Vorreiters der Erwachsenenbildung, Frederik Severin Grundtvig, "Leben und Lernen unter einem Dach" zwingend die persönlich Begegnung, was nicht nur Heimvolkshochschulen sondern auch Anbieter sogenannter "Bildungsurlaube" derzeit in große Nöte bringt. Aber auch in der beruflichen Weiterbildung kann Online-Lernen nur ergänzend eingesetzt werden. Antje Steinborn schilderte zudem die Gefahr, dass Arbeitgeber die Lernenden für Weiterbildungen in digitalen Formaten nicht - wie bei Präsenzveranstaltungen sonst üblich - freistellen, sondern dafür Pausen und Freizeit genutzt werden müssten. Auch dadurch werden Lernerfolge bedroht.

Wohin gehen die Menschen, wenn die Kurse der Erwachsenenbildung nur noch im Netz stattfinden? Was macht es mit der Gesellschaft, wenn die Menschen nicht wie gewohnt zusammen lernen können?

Die Gesprächsrunde war sich einig, dass es für das Lernen mit Abstandsregeln noch auf lange Zeit neue Räume braucht und mutige Ideen, solche zu finden.

Darum muss die Erwachsenenbildung dauerhaft unterstützt werden, damit sie schwierige Phasen wie eine Pandemie überstehen kann. Denn was an Bildungsbereitschaft der Bevölkerung jetzt verloren geht, kann man später nur schwer aufholen.

Katrin Göring-Eckert nahm die geschilderten Problemlagen in ihrer Vielfalt mit großem Interesse auf.  Alle am Tisch waren sich einig, dass die Träger bei der Überwindung der Folgen langfristig unterstützt werden müssen. Wobei die LOFT-Vertreterinnen klarmachten, dass die Vermeidung von Liquiditätsengpässen in der Erwachsenenbildung die Abwehr von Existenzbedrohungen bedeutet, die z.B. entsteht, wenn man die Zielgruppen in ihrer Breite nicht mehr bedienen, notwendige Vorfinanzierungen für Projekte nicht mehr leisten oder die Qualität der Bildungsarbeit nicht mehr halten kann. Sie lobten, dass es in Thüringen eine breite Anerkennung der Erwachsenenbildung gibt und sie in den Unterstützungsprogrammen zur Abschwächung der Folgen der Pandemie adäquat berücksichtigt wurde. Nun kommt es darauf an, dass die angedachten Unterstützungen bei den Trägern auch ankommen und nicht durch bürokratische Hürden zunichtegemacht werden. Der Vertreter der Landtagsfraktion signalisierte diesbezüglich Bereitschaft zur Unterstützung.

Die sprichwörtlich offenen Türen rannten die LOFT-Vertreterinnen bei den beiden Politiker*innen mit der Forderung nach mehr Planungssicherheit ein. Dazu braucht es gesetzlich formulierte Ansprüche statt den jährlichen Kampf in den Haushaltsdebatten. Das müsse bei der nächsten Überarbeitung des Erwachsenenbildungsgesetzes erneut angegangen werden.

Denn alle demokratischen Parteien im Lande haben inzwischen anerkannt, dass die Erwachsenenbildung eine grundlegende Rolle beim Zusammenhalt der Gesellschaft spielt.

Die drei Gesprächsteilnehmerinnen sitzen am Tisch
Die Vertreterinnen von LOFT im Gespräch mit Katrin Göring-Eckardt